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Samstag, 9. Mai 2020

Chronik unserer Repatriierung

Mensch, das so ein Wort mal eine Bedeutung bekommt im Leben... es war alles ganz schön aufregend.
Eine Woche nach Ostern, bei einem Ausflug zur Badelagune, kletterten wir den Berg ein Stück höher, um zu schauen, ob auch dort Netz ist - und konnten je 5 Minuten mit unseren Müttern reden. Und Georg rief an, Uschis Lebensgefährte in der Schweiz. Am Ende des Gespräches meinte Uschi "Frag doch mal bei der Botschaft an, was noch geht." Und damit ging es los. Am nächsten Tag berichtet Georg, dass es in der Folgewoche einen letzten Repatriierungs-Flug aus Südamerika geben sollte und damit begann das Chaos. (Von einem früheren erfuhren wir erst 1 oder 2 Tage vorher, da war eh nix mehr zu machen).
Viele Fragen - für mich erst mal: Will ich überhaupt mit und dann in Dtl. sitzen ? Ich entschied mich ziemlich schnell auch dafür, aus Angst, sonst noch MONATE bleiben zu MÜSSEN und dann ohne Uschi !
Wer kümmert sich um den Hof ? Was braucht die Botschaft (um all das kümmerte sich dann Georg heldenhaft) ? Wie kommen wir nach Santa Cruz ?
Die Fragen rund um den Hof lösten sich nach ein paar Tagen wider Erwarten supereinfach (nachdem wir x Varianten diskutiert hatten), da der Sohn von Freunden von Uschi und Maurus feststellte, er würde das sehr gern übernehmen und hat ja gerade eh keine Arbeit wegen dem Virus. Perfekte Lösung. Die letzten Tage arbeitete ich ihn dann ein bei den Kühen und Uschi erklärte ihm alles andere, was am Hof wichtig war. Einige Hühner und Kälber wurden noch verkauft, eine Kuh geschlachtet, damit war sein Lohn auch erst mal gesichert und unsere offene Rechnung im Dorf bezahlt.
Auch die Papiere mit der Botschaft waren relativ zügig geklärt und wir hatten einen Platz. Die große Tücke kam erst 5 Tage vor dem Flug. Der Weg nach Santa Cruz war das Problem. Ausgangssperre ! Weg über Land unmöglich. Bleibt fliegen. Der Pilot braucht für eine Startgenehmigung x Papiere. Zwei Tage war Uschi im Dorf verschwunden, telefonierte, wartete, zitterte. Danach war alles klar. Der Busch-Flieger darf uns am Sonntag abholen !

Nebenher gab es in diesen letzten Tagen noch ein anderes Drama, die Hunde waren plötzlich krank und innerhalb einer Woche sind alle verstorben. Ich machte stundenlang Sterbebegleitung, schaufelte Gräber und heulte mir die Augen aus ...
Einen Tierarzt gibt es hier nicht.

Ende dieser Woche waren wir mit den Nerven völlig hinüber, versuchten nebenbei, außer der täglichen Arbeit mit den Kühen, auch die Kaffee-Teil-Ernte zu beenden - in Nachtschichten weiter schälen und einen Teil rösten, damit all die Stunden Arbeit vorher nicht umsonst waren und wir was mit nach Hause nehmen konnten. Und putzen, aufräumen, Wäsche waschen (macht man von Hand natürlich), immer noch etwas auf einem Zettel notieren, was man Leo noch erklären und sagen muss...

Leo hält jetzt hoffentlich den Hof & die Tiere am Leben
Und dann war Sonntag und es ging los. Wecker klingeln um 5:30 Uhr, ich wollte unbedingt noch in RUHE einen Kaffee trinken und zuschauen und -hören, wie die Welt erwacht. 6:30 Uhr kam Leo "Los ! Der Flieger kommt 2 Stunden früher !". Panik. Losgestürzt. Tschüß, Picacho !
Nein,der Flieger kam nicht früher ! Letztlich kam er noch später als ursprünglich gedacht & es war noch Zeit für ein sehr leckeres Frühstück bei Rosaly.
Der Flug war irre und es gab sogar eine Extra-Runde für uns über Picacho !

Rio Itenés am Morgen

jetzt wird es ernst

Picacho von oben - eine Extra-Runde für uns !
Landung Santa Cruz, einfach so, 2 Stunden später (da hätte man sonst tagelang im Bus gesessen dafür !). Ein Spezial-Taxi brachte uns zu Claudia und Fabi, Freunde von Uschi - fröhlich-wehmütiger Abend - und holte uns morgens auch wieder ab und brachte uns zum Flughafen. Desinfektionsschleuse. Und dann sagte Uschi gerade noch "Mensch, wir sind ja die Ersten !" - Nein, waren wir nicht. Wir waren die Letzten ! Auch dieser Flug war 2 Stunden nach vorn verschoben. Auf die Idee, nachts auch mal nach den emails zu schauen, kam keiner von uns. Aber wir haben es noch geschafft ! Bloß gut. Flug in 50-Personen-Maschine nach São Paulo. Der Flughafen dort wie ausgestorben, aber zwei, drei Cafés offen. Warten...

Hochsicherheitsstufe im Flug nach Sao Paulo


Flughafen der Millionenstadt wie ausgestorben
Und dann noch ganz unkompliziert via Lufthansa nach Frankfurt. Und für Uschi weiter nach Zürich. Die Passagiere bekamen einen Zettel, ein Schreiben des Bundesgesundheitsministeriums, dass man sich nun auf kürzestem Weg in häusliche Quarantäne zu begeben habe ! Im ICE-Wagen außer mir nur 3 Personen. Mutti nahm mich vermummt am Bahnhof in Empfang - und Schulfreundin Heike winkte mit Plakat :-) - Begrüßung mit Abstand !, und brachte mich zum Bruder und dort sitze ich jetzt meine 2 Wochen ab und ruhe mich von dieser Geschichte aus !
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Georg - Dir gebührt der allergrößte Dank !!!! Ohne all Deine Bemühungen und all die Stunden am Rechner und Telefon würden wir wohl noch eine ganze Weile dort sitzen ! DANKE !

Und Mutti - auch Dir ein riesiges Dankeschön für die großzügige finanzielle Unterstützung dieser Heimreise !

Und Dir Uschi - sowieso Danke für diese gemeinsamen Wochen. Mache gern wieder Abenteuer mit Dir , die dürften dann aber auch gern etwas weniger aufregend sein ! Vielleicht auf Teneriffa oder in der Schweiz ! Hasta luego !!!
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Ufff, das war nun definitiv etwas mehr Aufregung als frau braucht im Leben ! Aber Ende gut, alles gut. Jetzt bleiben wir einfach alle schön gesund !

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