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Samstag, 30. Dezember 2017

Im Dort & Anderswo - Chaco II

 Das Besondere am Chaco,  abgesehen von der Natur, die hier so ganz anders ist als im Osten des Landes,  sind die Tausenden Mennoniten, die hier leben und deutsch sprechen, eigentlich plautdietsch.  Eine religiöse Gemeinschaft,  die aus Europa über Russland und / oder Kanada hierher nach Südamerika kam und sich hier im Chaco und in Bolivien in s.g. Kolonien niederließ.



Und wie sie hier in dieser widrigen Natur leben bzw. überleben,  das interessierte mich. Und ich stelle fest, es ist gar nicht so anders wie woanders. Es gibt riesige Estancias und riesige Rinderherden.  Und in den Hauptorten, die Verwaltungs- und Versorgungszentren sind, ist es superordentlich.  Nicht die erwartete, staubige Wild-West-Athmosphäre ( staubig ist es schon )

und manchmal kommt doch auch
Regen...
...und dann wird die Autofahrt ganz fix
zur Rutschpartie auf dem lehmigen Boden
Es sind vergnügte Tage hier auf der Estancia,  ein bisschen wie Ferienlager für Große.  Eine witzige, harmonische Gruppe - die Hof-Verwalter-Familie und wir 3 Voluntäre  (aus Dtl. der Geo und aus den Niederlanden - die Cindy, sie bereist Südamerika mit dem Fahrrad - die 2. Frau, die ich in all den Jahren traf, die ebenfalls seit Jahren alleine die Welt bereist, mit dem Rad !)
Für Andreas und mich beginnt der Tag mit Kühe melken, ...


Danke Cindy für die coolen Fotos  !
... Cindy und Elvira verbringen fast den ganzen Tag in der Küche mit kochen, backen,  spülen und putzen;  Geo ist der Handwerker  (das Haus /die Ferienzimmer werden renoviert ) - Andreas dann auch den restlichen Tag;  ich mach dann eher noch was im Garten und sonstigen Kram auf dem Hof ums Haus.  Und für all die Rinder und Schafe hat es extra Arbeiter.
Alan (6) hilft und unterhält uns alle, er wird auch Prof. Alan genannt, weil er uns Gringos immer alles mögliche über die Tiere, die Natur und das Leben hier erklärt.
(Schnappschuss von Geo)
Und den ganzen Tag lang schwitzt man sich dumm und duselig  & so sind die Terere-Trink-Pausen nicht nur ein schönes Ritual,  sondern auch echt notwendig.


Abends gibt's hin und wieder einen Spaziergang in der Hoffnung,  Wildtiere zu erspähen. Bei diesen und einem touristischen Ausflug gab es inzwischen Affen, Störche,  Flamingos, Nandus , Capibaras,   Pekaris,  Schildkröten, Schlangen, Frösche und Kröten und ein Haufen kleine bunte Vögel wie den Admiral und den Schwefeltyrann zu sehen. Von den Tapiren und dem Puma nur frische Spuren...
Und noch später abends wimmelt es von Glühwürmchen,  das ist toll - auf dem einzigen Hügel hocken, das Funkeln überall beobachten & und dazu "brüllen " noch die Zikaden und Frösche.
Kurz gesagt : Es gefällt mir sehr gut  !





Die Feiertage gingen ganz unspektakulär vorbei, das unweihnachtlichste Weihnachten meines Lebens  - einfach Tage wie alle anderen auch.
Zum Jahreswechsel gibt's Camping und Lagerfeuer  und dann ist mein Aufenthalt hier fast vorbei.  Kommt alle fröhlich ins neue Jahr und lasst es ein gutes werden  !!! Sonnige Grüße an Euch alle  !

der Palo borracho - der
Flaschenbaum, der auffälligste &
schönste der Gegend 
wir machen unser eigenes
Farm-Würfelspiel
die Königin der Nacht 



riesige Papageien-Nester
Capibara 

der Nachwuchs letzter Woche 
in Filadelfia - Asphalt gibt's nur auf
der Hauptstraße 
in Filadelfia 
Eingangs-Schild zu einer der umliegenden
Indigena-Siedlungen
noch ein Palo borracho 
traditionelle Webarbeiten
Andreas & Elvira
happy Cindy 
der Geo

Marilyn und Gerd, die Eigentümer
der Estancia 
unsere 3 Flaschen-Kinder


Und den besonders Neugierigen und Lesefreudigen seien hier noch die Reiseberichte von Cindy und Geo empfohlen :
www.cyclingcindy.com (in englisch )
www.geoinparaguay.blogspot.com

Montag, 18. Dezember 2017

Im Chaco

Und nun bin ich auf dem nächsten Hof,  auf einer Estancia im Chaco, dem westlichen Teil von Paraguay.  Hier ist es sehr dünn besiedelt,  weil wenig Wasser und besonders heiß. Mal sehen,  was die kommenden Wochen so bringen - laut Plan bleibe ich bis nächstes Jahr hier. Und die ersten 2 Tage waren witzig. Das schreibe ich dann alles mal noch ausführlicher, aber nicht mehr heute.





Emma ist leider ein Einzelkind,
der Rest sind Kühe /Rinder & Schafe 





Freitag, 15. Dezember 2017

Die Urwald-Germanen


die ersten Siedler - Foto von
der Deutschen Welle

So betitelte "Die Welt" im Jahr 2000 einen Artikel über das Dorf Nueva Germania.  Begründet wurde es 1887/88 vom Berliner Antisemiten Dr. Förster, der mit der Schwester von Nietzsche verheiratet war und von ihr tatkräftig unterstützt wurde. Hier in der paraguayischen Pampa wollte er eine "reine, perfekte arischen Mustersiedlung" aufbauen, ein Refugium ohne jüdische und russische Einflüsse - so seine Idee. Paraguay überließ ihm Land und war froh über Zuwanderer nach dem verheerenden Triple-Allianz-Krieg. Aber kaum jemand wollte mit und es begann viel beschwerlicher als vorher von Förster angepriesen. Das ganze Projekt schlug letztlich fehl und endete mit Försters Selbstmord, seine Gattin kehrte nach Deutschland zurück, die Handvoll Siedler blieb hier hocken  - mangels Finanzen für eine Rückkehr.
Und da wollte ich, wie schon so manche vor mir, mal angucken, was aus dem Dorf geworden ist.


Von Urwald lange keine Spur mehr, eher Kuh-Weiden und ein bisschen Sumpfland,  und keine "stolzen Germanen'; sondern einfach ein kleines paraguayisches Dorf am A.... der Welt, das aber noch immer Nueva Germania heißt.  Noch ein paar Familien mit deutschen Wurzeln  (aber nicht unbedingt von der Förster-Zeit, die Frau vom Imbiss nebenan erzählte mir vorhin, ihr Großvater  kam nach dem 2. Weltkrieg aus der Gegend von Hamburg hierher ), die deutsche Schule schon lange geschlossen,  das Museum auch. Also beguckten ich statt Historie einfach das Dörfchen und die Natur drumrum  - und schwitzte mich dumm und dusselig, Hitzewelle mit 40 Grad und mehr. Tagsüber ist kaum ein Mensch zu sehen,  alle kommen erst abends raus, und nachts dröhnt Musik aus vielen Häusern und Autos.
Also einfach ein nichtssagendes,  vor sich hindämmerndes Kaff, in das sich gelegentlichein Tourist verirrt. . . .