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Freitag, 15. Dezember 2017

Die Urwald-Germanen


die ersten Siedler - Foto von
der Deutschen Welle

So betitelte "Die Welt" im Jahr 2000 einen Artikel über das Dorf Nueva Germania.  Begründet wurde es 1887/88 vom Berliner Antisemiten Dr. Förster, der mit der Schwester von Nietzsche verheiratet war und von ihr tatkräftig unterstützt wurde. Hier in der paraguayischen Pampa wollte er eine "reine, perfekte arischen Mustersiedlung" aufbauen, ein Refugium ohne jüdische und russische Einflüsse - so seine Idee. Paraguay überließ ihm Land und war froh über Zuwanderer nach dem verheerenden Triple-Allianz-Krieg. Aber kaum jemand wollte mit und es begann viel beschwerlicher als vorher von Förster angepriesen. Das ganze Projekt schlug letztlich fehl und endete mit Försters Selbstmord, seine Gattin kehrte nach Deutschland zurück, die Handvoll Siedler blieb hier hocken  - mangels Finanzen für eine Rückkehr.
Und da wollte ich, wie schon so manche vor mir, mal angucken, was aus dem Dorf geworden ist.


Von Urwald lange keine Spur mehr, eher Kuh-Weiden und ein bisschen Sumpfland,  und keine "stolzen Germanen'; sondern einfach ein kleines paraguayisches Dorf am A.... der Welt, das aber noch immer Nueva Germania heißt.  Noch ein paar Familien mit deutschen Wurzeln  (aber nicht unbedingt von der Förster-Zeit, die Frau vom Imbiss nebenan erzählte mir vorhin, ihr Großvater  kam nach dem 2. Weltkrieg aus der Gegend von Hamburg hierher ), die deutsche Schule schon lange geschlossen,  das Museum auch. Also beguckten ich statt Historie einfach das Dörfchen und die Natur drumrum  - und schwitzte mich dumm und dusselig, Hitzewelle mit 40 Grad und mehr. Tagsüber ist kaum ein Mensch zu sehen,  alle kommen erst abends raus, und nachts dröhnt Musik aus vielen Häusern und Autos.
Also einfach ein nichtssagendes,  vor sich hindämmerndes Kaff, in das sich gelegentlichein Tourist verirrt. . . .














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