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Dienstag, 26. Juni 2012

km 778 - bei strömendem Regen die Donau erreicht

  

Cesky Krumlov
  
leckere böhmische Küche
  

  

am Lipno-Stausee
  

erster Anblick der Donau
  


Das die Moldau-Strecke durch den Böhmerwald die anstrengenste Etappe wird, wußte ich vorher. Aber so eine Schinderei hatte ich nicht erwartet. Insbesondere der 2. Tag zum Orlik-Stausee war schlimm. Die Moldau war selten zu sehen, statt dessen viele Berge - viele km das Rad bergauf schieben, sich runter rollen lassen... und dann kam der nächste Berg. Und so verging der ganze Tag, und natürlich war es schön heiß dazu und ich klitschnaß geschwitzt. DAS machte überhaupt keinen Spaß und jeder km war ein Kampf. Hier war auch weit und breit außer mir kein Radfahrer mehr zu sehen - auf der ganzen böhmischen Strecke hinter Prag habe ich nur einen einzigen anderen Fernradfahrer getroffen (und einen deutschen Opi, der die Moldau mutterseelenallein mit dem Paddelboot bezwang - der hatte lustige Geschichten zu erzählen, von diversen Umsetztstationen und Wehren). Am 3. Tag stand ich bereits um 5 auf, hatte mittags 60 km weg und einen Bahnhof erreicht und habe eine Tagesetappe umfahren. Die Bahnfahrt war auch ein Abenteuer mit dem beladenen Rad, keine Fahrstühle zu den Bahnsteigen, Treppen in den Zügen - ich war für alles auf Hilfe angewiesen. Und mittendrin gab es noch eine Vollsperrung und Bus-Umleitung :-) Und das alles auf tschechisch ! Da hatte ich schon viel Spaß, letztlich hat alles prima geklappt. Schön war es in Cesky Krumlov, ein hübsches altes Örtchen mit Burg und Schloß, impossanten Kirchen, verwinkelten Gassen, schönen alten Häusern und Unmengen Touristen. Auch hier wütete 2002 übrigens das Hochwasser - Geschichten darüber begleiten mich schon die ganze Strecke, und das wird sicher auch so bleiben.
Von dort an war auch der Weg wieder schöner, es ging weiter stetig bergauf, aber ohne dieses ständige Auf und Ab. Freitag abend stand ich dann am Lipno-Stausee., riesig groß, 48 x 5 km in der maximalsten Ausdehnung bei voller Stauung. Dort ist die Tschechei zu Ende. Ich gönnte mir am Samstag einen freien Tag - da war natürlich dann schlechtes Wetter und nichts mit baden, dafür habe ich lecker mein letztes Geld verfuttert mit Knödel und Gulasch.
Und dann kam der "Kaputt-Sonntag" ! Erst ging was am Rucksack kaputt, dann begannen die Knieschmerzen, dann ging der mp3-Player kaputt und dann stellte ich fest, das ich mein Zelt verloren hatte !!! Da saß ich heulend und fluchend in der Ecke. Das Ganze spielte sich exakt am Grenzübergang zu Österreich ab (der höchste Punkt der gesamten Strecke). Dort steht genau ein Haus einsam im Wald - dort durfte ich mein Gepäck unterstellen und fuhr dann ca. 10 km zurück (bergab), das Zelt suchen... alle Radfahrer befragt, Zelt tauchte nicht wieder auf. Dann die 10 km wieder hoch ! Die Damen des Hauses luden mich spontan zum Kaffetrinken ein und danach war meine Stimmung wieder besser. Also erst mal ohne Zelt weiter und irgendwo ein neues kaufen. Abends fragte ich auf einem Bauernhof nach einem Platz in der Scheune und bekam ihn - und quasselte daraufhin noch länger mit dem Hausherrn. Übers Reisen allgemein (er hatte eine Tochter, die gerade auf Weltreise war), übers Pilgern (er war auch mal auf dem Jakobsweg), über Land- & Forstwirtschaft etc. Dann wünschten wir uns eine gute Nacht und er ging. Eine Weile später kam er mit einem Schlüssel wieder - und ich bekam die Partywohnung seines Sohnes als Schlafplatz. Während ich gemütlich und frisch geduscht auf der Couch eingekuschelt lag, begann draußen der Regen - und ich lag zufrieden im Trockenen und Warmen. Morgens regnete es noch immer in Strömen. Nachdem sich 2 Stunden lang nichts änderte, hüllte ich mich in meinen Regen-Poncho und stürzte los. Nur noch steil abwärts bis an die Donau !
Nun also weiter auf dem Luxus-Radweg Europas. Asphaltiert und schnurgerade, Picknickplätze, Übersichts-Info-Tafeln, Karten, Schlauch - Automaten aller paar km, Aufladestationen für E-Bikes,... unglaublich ! Und natürlich auch sehr viele Radfahrer unterwegs, selbst bei dem schlechten Wetter nicht wenige. Viele radgerecht gestylte Senioren :-) Schnell die 40-50 km bis nach Linz. Dort musste ich schmunzeln, daß es im Zentrum echt so kitschig aussah, wie man sich Österreich so vorstellt. Von dort mit dem Zug zur Ute (eine Tobago-Bekanntschaft)& hier bei ihr mache ich nun ein bischen Urlaub. Sie wohnt sehr idyllisch mit Berg- und Waldblick im 200 Jahre alten Haus ihrer Vorfahren. Ein bischen Post hat mich hier auch schon erwartet. DANKE ! Am Freitag früh geht es sicher wieder los, an die Donau zurück und Richtung 1. Hof.
Euch eine schöne Woche, bis bald wieder hier.

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