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Montag, 17. April 2023

Samarkand - die Märchenhafte


 








Samarkand – ein Name, der untrennbar mit der Seidenstraße verbunden ist, dem alten Handelsweg, der schon Vergangenheit war, als dieser Name entstand (den Namen Seidenstraße hat ein Historiker erst Ende des 19. Jhd. geprägt); eine der ältesten Städte der Welt, die den Zauber des Orients  verheißt – Basare, Händler, Moscheen, Wasserpfeifen, Kamelkarawanen, Geschichtenerzähler, heißer Wüstenwind… und ja, so ein bisschen märchenhaft ist es doch auch heute noch. Auch ohne Kamele und ohne Hodscha Nassredin. Jahrelang habe ich die Einreisebestimmungen dieser südlichen Ex-Sowjet-Republiken hier  im Blick gehabt, früher war es doch umständlich hierher zu dürfen – man brauchte eine Einladung, ein Visum, nix Unmögliches, aber eben auch nicht so schnell mal beschafft; und dann 2019 ging es plötzlich ohne – aber dann kam bekanntlich ein Virus allen Plänen in die Quere – aber eben JETZT ! Ich stiefelte die ersten Tage hier durch die Stadt, euphorisch, begeistert, mit einer Freude wie ein kleines Kind ! Und nicht nur ich,  auch andere im Gästehaus erzählten, wie lange sie davon träumten und wie sehr sie sich gerade freuen ! Diese unglaublichen Bauwerke hier erzählen viele Geschichten der Stadt (und ihrer Herrscher), die eben mal an einem wichtigen Knotenpunkt all der Handelswege lag, die man heute so „Seidenstraße“ nennt (das war ein Netz und  nicht ein einzelner Weg). 




Prunkvoll, prächtig, teil riesig und über und über mit Mosaiken und Ornamenten verziert, geschwungene Bögen, riesige Kuppeln… man steht und staunt. Und all das diente nicht dem Projekt „Schöner Wohnen“ – sondern hier wurde gelehrt, gelernt, gebetet oder man war einfach schon tot  - soll heißen, all diese Bauwerke sind ehemalige Koranschulen, Moscheen, Mausoleen… Es gibt mehrere große Anlagen zu bestaunen, ich hatte mir jeden Tag nur eine vorgenommen, all diese Eindrücke erschlagen einen regelrecht. Toll, das nun alles mal in echt gesehen zu haben ! Natürlich steht man da nirgends alleine, aus aller Herren Länder kommen Leute zum schauen (die dominierende Touristensprache ist aber definitiv russisch). Auch ganz allgemein die Stimmung in der Stadt finde ich sehr sympatisch, hier geht es sehr gelassen und ruhig zu, alle sind sehr höflich und freundlich. Erstaunlicherweise ist es auch supersauber und mit einem immensen Personalaufwand werden Grünflächen gepflegt; es gibt große Parkanlagen und endlos viele Kastanien und Maulbeerbäume. Und natürlich wird schier an jeder Ecke Tee getrunken (Kaffee gibt es kaum und fast nur als Instant-Variante). Wie überall habe ich auch am Erkunden der usbekischen Küche meine Feude ! Bis jetzt war alles lecker.



Heute war ich am Rande der Stadt, mal raus aus dem großen Trubel, und war eine alte Papierfabrik besuchen (heute eher wie ein Museum/Schauwerkstatt)  – und bin in eine regelrecht Märchenfilm-Kulisse gestolpert. Aber da fanden keine Dreharbeiten statt, sondern es gab irgendein VIP-Event und in einem Zelt wurde das traditionelle Leben der usbekischen Frauen dargestellt. 

Am Rande saß an einem Webstuhl ein alter Herr, Webmeister, und wir schwatzen ein bisschen in englisch-rusissch-Gemisch und er erzählte, er hat in der Schule früher deutsch gelernt und zwei Sätze kann er sogar noch: „Ich habe heute Klassendienst. Alle sind anwesend.“ Sehr schön J. Irgendwann bat mich die Security nun bitte zu gehen, die Gäste kommen… auf diesem langen Marsch traf ich auch die ersten zwei Esel hier, das war eher sehr traurig, sehr klapperig und geschunden…

Und nun ist die Samarkand-Woche plötzlich einfach schon rum und morgen fährt mein Zug, gen Buchara (noch so ein legendärer Name…) – vielleicht halte ich hier später noch mal…

So kurz zusammengefasst nach einer knappen Woche: Ich bin hellauf begeistert ! Und total neugierig, wie es weiter geht.



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