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Freitag, 21. Februar 2025

Tag 31 - Rom & Aus-Weg



Nun hatte ich mich von ein paar hübschen Bildchen überzeugen lassen,  mal zumindest noch nach Rom zu Ende zu laufen... Herr Seume hatte zu diesem Abschnitt folgendes zu sagen: 

"Die Gegend ist dessen ungeachtet noch eine der schönsten in Italien, und das romantische Gemisch von Wildheit und Kultur, die hier zu kämpfen scheinen, macht, wenn man aus der Öde Roms kommt, einen sonderbaren, wohltätigen Eindruck. Die Leute in dieser Gegend haben den Ruhm, vorzüglich gute Banditen zu sein." 
 
der schönste Tag  !


Tatsächlich hatte ich nun hier auf einem Umweg einen meiner schönsten Wandertage; Waldweg,  Berge,  Vogelgezwitscher.  Toll ! Endlich mal wieder  ! Und davor und danach,  na klar, viel Asphalt, Straßenrand und reichlich Verkehr. Vermutlich ist das alles auch ein Problem der Wege-Rechte und das eben niemand Durchgangsrecht über Privat-Land gewähren möchte für Wanderwege... hatte ich zwischendurch sinniert.

Und mit den Leuten,  naja... Nein, Banditen habe ich keine getroffen.  Aber
man begegnet hier dem fremden Abenteurer - einer einzelnen,  grauhaarigen Frau ! - verschlossen und oft regelrecht abweisend. Mit versteinertem Gesicht wurde mir Wasser gereicht,   bei der Zeltplatz Suche wurde ich weiter geschickt... sehnsuchtsvoll erinnerte ich mich all der unglaublichen,  fröhlichen Begegnungen z.b. in Rumänien,  Bulgarien und sonst wo, selbst in Deutschland am Grünen Band ( wo ich genau solch Verhalten vorab befürchtet hatte), wurde mir stets mit Begeisterung weiter geholfen.  Aber nicht so im südlichen Italien.  Zu all dem Asphalt und Verkehr und den Wetter-Kapriolen ist das ein weiterer demotivierender Punkt. Natürlich waren nicht alle so, aber auffällig viele. Ich habe so etwas tatsächlich noch nirgendwo erlebt. Letztendlich habe ich in diesen Tagen entschieden,  das Seume-Projekt in Rom zu beenden.  Ich mag nicht mehr  ! Das Energieaufwand : Wanderfreude-  Verhältnis ist total unausgewogen.  Und nachdem der Gedanke " Lass es einfach " einmal im Kopf aufgetaucht war, ging er auch nicht mehr weg. Statt dessen explodierte das Heimweh :-) Und so 
nutze ich nun eine Option,  die Herr Seume nie hatte und sitze im Bus gen nach Hause und freue mich wie verrückt auf Euch alle in live statt am Telefon  !!!


ja klar,  das sieht hübsch aus,  aber auch als ich dieses Bild machte, stand ich am Straßenrand neben der Leitplanke...

Traurig bleibt,  das der Herr Seume hier manchmal so über die Magie und Schönheit der Natur schwärmte... das ist alles längst verschwunden... wo er hier lief, möchte man heute zu Fuß nicht mehr sein  ! Zumindest mal nicht hier in Süditalien,  vielleicht teste ich später den Weg weiter nördlich,  da ist jetzt einfach noch zu sehr Winter zum immer draußen sein...

Freitag, 14. Februar 2025

Nasskalt und Unwettergrau

 

So mache ich es heute auch, Unwetter aussitzen ... vermutlich auch morgen und bis nach Rom geht es schon noch irgendwie und dann schau ich weiter.....

Mittwoch, 12. Februar 2025

Tag 25 - Schlechte Laune

 

"Ich bin ja oft ein Opfer meiner eigenen Ideen ' - sagte letztens eine im Radio.  Da musste ich lachen und dachte, ja, ich auch. Keine Ahnung,  wieso ich mir so sicher war, dass auf der Via Francigena alles besser wird.  Nein,  wurde es nicht  ! Wohlweislich mit dem Zug ein kleines Stück aus Napoli raus, aber es blieb urban, Asphalt, Müll, Straßenrand.  Dafür gab es am Ende des Tages einen sehr schönen Zeltplatz an einem Fischerteich.  

Nächsten Tag eher durch Landwirtschaft;  endlose Obstplantagen, Salat unter Plastik,  Kohlfelder, riesige Ställe voller Büffel (für den überall angepriesenen Mozzarella) und.... genau,  Asphalt  !!! 


Der dritte Tag begann mal außergewöhnlich,  wandern schon lange vor Sonnenaufgang mit Taschenlampe (es ist ja immer noch so 12 Stunden finster,  so lange kann man nicht schlafen), das war spannend und auch die ersten verschlafenen Dörfchen hübsch,  es endete mit 20 km am Straßenrand entlang.  Der Pilgerweg nach Rom.  Ich glaube es einfach nicht  ! Ich hatte ja so hübsche Erinnerungen vom Jakobsweg im Kopf und nun so was. Es ist einfach hässlich.  Zudem weit entfernt vom Bilderbuch-Italien der Reisekataloge.  Hauptsächlich ist es großflächig sehr vermüllt, viele Ruinen und Verfall, die Leute sind oft mürrisch... keine Ahnung was hier los ist.  So eine Wanderung hatte ich noch nie. Eigentlich hatte ich mich auf Natur unterbrochen von hin und wieder Kultur gefreut. Das war mal nix....

Am Abend des dritten Tages, das war gestern, beschloss ich,  diesem Projekt noch 2 Tage zu geben und ggf. alles abzubrechen mit der Erkenntnis,  man möchte Seume's Spuren hier nicht mehr folgen..... Heute begann es auch einfach der Straße entlang,  aber wenigstens mal mit einem seperaten Fussweg .
 Über genau dieses Stück noch 2 Zitate vom Herrn Seume:
 "Nun ging ich vergnügt und froh die schöne, magische Gegend hinauf und hinab, ..."
"Es ist wahr, der Strich zwischen Aserva, Kapua, Kaserta, Nola und Neapel, zwischen dem Vesuv, dem Gaurus und den hohen Apenninen, oder das sogenannte Kampanertal, ist von allem, was ich in der alten und neuen Welt bis jetzt noch gesehen habe, der schönste Platz, wo die Natur alle ihre Gaben bis zur höchsten Verschwendung ausgegossen hat. Jeder Fußtritt trieft von Segen."
 
Magie, Segen...nein, nicht mehr  !





Mittwoch, 5. Februar 2025

Zitronen, Treppen, Ruinen



Schon bevor ich den letzten Post schrieb,  war die Wettervorhersage schon mal wieder sehr schlecht und kündigte großen Regen an.  Da hab ich doch einfach wo angefragt,  nämlich beim Österreicher Gerhard, der hier lebt,  ob er 3-4 Tage Hilfe gebrauchen kann. Und schwupps war ich warm und trocken untergebracht,  hatte mal eine Waschmaschine und reichlich lecker Essen.  Im Austausch gab es ungewöhnlichere Arbeiten, mal keine Tiere, stattdessen Kabel verlegen und danach Laub gerecht,  Geäst verbrannt und einen großen Haufen Feuerholz gesägt. Und als interessanten Abschluss gab es einen Grundkurs im Bier brauen. Das macht er nämlich immer selber. Und da war es ziemlich egal,  wie heftig es draußen schüttete. Bier verkostet wurde natürlich auch genug :-)

Bier brauen

oben in den Bergen

Nebenher habe ich die Tour überdacht,  die bis jetzt ja eher nur partiell schön ist und die Regeln geändert. Danach habe ich nämlich einfach ein größeres Stück mit dem Zug übersprungen. Dem Seume-Projekt bin ich damit trotzdem treu,  er war ja hier überall gar nicht und da will auch ich mich hier nicht unfröhlich über Straßen schleppen :-). Die Regeln insofern geändert,  dass ich mich gar nicht mehr mehrtägig an Strassenrändern bewegen werde. Da gibt es immer einen Bus oder Zug !

Ein paar ausgesuchte "Perlen " vor Neapel wollte ich mir nun aber keinesfalls entgehen lassen. Eine Besichtigung der Ruinen von Paestum;  die Wanderung nach Amalfi,  durch endlos viele Zitronenbäume - deshalb über den sg. "Pfad der Zitronen", allerdings über Kilometer fast nur Treppen hoch und runter.  Der Muskelkater war mehrtägig !
Weitere Wanderungen dort habe ich aus Angst vor der Angst bleiben lassen,  für Leute mit Höhenangst sind die folgenden Wege angeblich total ungeeignet. Ein Tag dazwischen fiel auch wieder sprichwörtlich einfach ins Wasser. Via Bus dann auch noch auf das Dörfchen Positano schauen,  dessen Häuser sich steil nach oben an die Felsen krallen . Und zu guter Letzt heute Pompeji, mit dem Vesuv als dekorativen Hintergrund ! 
Was für eine riesige Anlage,  da läuft man auch heute noch besser mit dem Stadtplan - oder den geführten Gruppen hinterher.  Das war das erste Mal, das es wo richtig gut besucht war ! Ich habe gelesen,  es wäre die meistbesuchteste archäologische Stätte der Welt.  Auf alle Fälle war man nach ein paar Stunden rumschlendern und gucken echt erschöpft.  Tourist sein kann genauso anstrengen wie arbeiten oder wandern :-) Und ich muss sagen,  vor dem Vulkanausbruch haben es sich die alten Pompejianer echt gut gehen lassen  ! Einige zumindest. Tolle Buden waren zu sehen  ! Morgen früh geht's nach Neapel,  noch einmal auf Besuch zu Stefania,  wo ich schon im November so herrlich unter Palmen zelten durfte. Und dann am Samstag oder Sonntag ganz aufs Seumes Spuren auf nach Rom ! Auf Wanderwegen (ich bin jetzt echt satt mit Kultur und hätte echt gern viel Natur )! Die Via Francigena ,  der Pilgerweg nach Rom.  300 km noch ! Und die hoffentlich ohne Unterbrechungen. 
Bis bald wieder  !


Welt plötzlich weg für einen Tag