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Sonntag, 8. Oktober 2023

Verwirrung

Registan bei Nacht

 



 Also ging die Fahrt nach Samarkand, zurück nach Usbekistan. Der Hauptgrund war, dass ich dort noch einmal zum Zahnarzt wollte – ich brauchte eine neue Krone und dachte, richtigerweise, dass das wohl hier sehr viel schlauer wäre, als sich dann in Europa darum zu kümmern. Sehr viel günstiger auf alle Fälle ! Und ich wußte ja nicht, wie lange das wohl so dauern würde. Ankunft Samstag abend und zunächst fand ich es sehr schön, wieder da zu sein, im kleinen Lieblingsrestaurant essen, das allabendliche Lichterspektakel am Registan zu bestaunen, wie hunderte andere und ein bisschen durch die Stadt zu schlendern. Am Montag zum Herrn Doktor – noch nie wurde ich in einer Zahnarzt-Praxis so freudestrahlend empfangen, sehr lustig, alle erkannten mich sofort wieder. Krone ? Kein Problem. 7-10 Tage. Ich glaube, bereits am Montag nervte mich die große Stadt, so viele Menschen, ein schier unglaublicher Verkehr  – ich recherchierte nebenher, was ich mit den verbleibenden 3,5 Wochen anfangen könnte (oh ja, die Rückreise nach Europa steht derweil fest) und wollte gern ein bisschen Landleben in Usbekistan erleben. Und da offenbarte sich eine Tücke, die mir im Frühjahr nicht auffiel, nicht auffallen konnte  – da war ja auch ich mit den großen Highlights der Seidenstraße beschäftigt, die alle besuchen. Und nun stellte ich fest, dass das mit dem öffentlichen Verkehr hier in Usbekistan nicht so einfach ist, wie nebenan in Kirgistan. Man kann völlig problemlos die berühmten Städte besuchen, dahin fahren Züge und alles ist super einfach und bequem. Aber wehe, man will abseits dieser Pfade wandern. Der Herr in der Tourist-Information lachte, wenn ich nachfragte, wie ich da und dorthin kommen könnte – die Antwort war immer die gleiche „Mit dem Taxi.“. Im Internet fragte ich in einem Reiseforum nach schönen kleinen, unbekannten Orten, wo man Natur genießen könnte und ein bisschen wandern; empfohlen wurde mir sehr viel – aber wenn ich nachfragte, wie ich ohne eigenes Auto dahin kommen könnte „Oh, vermutlich mit dem Taxi“. Meine Stimmung sank rapide. Ich wollte mir das Land nun nicht plötzlich mit dem Taxi anschauen, auch wenn das hier günstig ist, für eine Person alleine wird es dann trotzdem teuer. Und Sammeltaxis – tja, da musst Du mal dort und dort in der Straße rumfragen… Ohje, das klang alles sehr kompliziert und doof. Aber nur Städte wollte ich auch nicht wochenlang. Und dann sagte am Dienstag der Zahnarzt, die Krone wäre dann am Freitag schon fertig. Sofort begann es in meinem Kopf zu rattern – noch 2,5 Wochen Zeit – dann kann ich ja auch noch mal nach Kirgistan, das lohnt sich ja noch. Und glücklicherweise gab es auch noch ein paar Restplätze für den Nachtzug an die Grenze. Tja, und so kam es, dass ich Freitag nacht schon wieder, ungeplant, am Bahnhof hockte und dann durch die Dunkelheit schlafend gen Grenze tuckerte und am Samstag nachmittag hochzufrieden wieder in Kirgistan stand J und bereits am Montag frohen Mutes durch diverse Hügel und Berge stiefelte und wiederkäuende Kühe angrinste. Inzwischen ist natürlich auch hier überall Herbst und Rot-Gelb-Brauntöne dominieren das Bild.

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