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Samstag, 9. Mai 2020

P wie Picacho, zwischen Palmen & Papageien oder zwischen Party & Panik


 

(diesen Text verfasste ich Anfang März, in freudiger Erwartung von Zivilisation & Internet...)
Na gut, da versuche ich mal die vergangenen Wochen in Worte zu fassen. Die Anfahrt mit dem Bus war diesmal recht harmlos & stressfrei. Wir starteten mit ca. 5 Stunden Verspätung, aber waren nach rund 40 Stunden Fahrt schon da (Uschi brauchte für die 750 km vier Wochen später schon um die 100 Stunden !). Picacho - zum 4. Mal nun schon. Und auf den ersten Blick alles wie immer - leider nur auf den allerersten. Sehr verwahrlost inzwischen, viel kaputt, verdammt dreckig, fast wie unbewohnt. Kein Garten mehr, fast keinen Bananenhain, keine Papayas - wegen kaputter Zäune alles von den Kühen vernichtet. Schade ! Es gab keine vorbereiteten bzw. überhaupt bewohnbaren Zimmer für uns, nicht mal zwei fertige Betten. Bloß gut, daß der Bus nicht nachts ankam. Da sank meine Laune schon mal rapide. Die ersten Tage vergingen mit elend viel Putzen. Dafür kamen wir nicht auf die andere Seite der Welt ! Und für mich gab es Einarbeitung mit den Kühen.Maurus wollte ja endlich mal wieder raus und auf Familienbesuch nach Europa, und wir würden derweil den Hof hüten. Soweit der Plan vorab.Mit den 11 dicken Damen und dem Melken gab es überhaupt keine Probleme. Dafür umso größere mit den Kälbern, völlig unerwartet - die waren früher immer handzahm, und nun verfielen sie regelrecht in Panik vor uns Fremden. Das 2. unerwartete Problem war... El Toro ! Das inzwischen ein Stier mit der Herde läuft, wußte ich vorher nicht. Er versetzte uns so einige Male in Angst und Schrecken & machte das ganze Handling mit den Kühen und Kälbern extra schwierig. Nach 3 Wochen hatten wir den Dreh so ziemlich raus und Maurus düste ab...

schnell noch Dach flicken

Sissi & Kalb

Ich hatte eine etwas nervöse Folge-Woche, doch ziemlich viel Verantwortung mit so einer Herde und ich hatte immer Bammel, etwas zu übersehen oder zu vergessen. Aber alles ging gut. 10 Tage später reiste Uschi an (die früher auch hier wohnte). Wir beide sind ja schon ein eingespieltes Team von 2017. Ich entspannte mich und fühlte mich nicht mehr so verantwortlich und konnte wieder ruhiger schlafen. Mary reiste leider mit dem gleichen Bus ab, aus Angst vor sich weiter verschlechternden Straßenverhältnissen & hatte sicher auch genug von all dem Geputze und Repariere. Viel Freizeit blieb nicht und am Anfang war machmal auch wirklich nicht die fröhlichste Stimmung. Wenn man das Einsiedlet-Leben stört - obwohl sich doch der Einsiedler dringend Hilfe gewünscht hatte ! 
Mary entschied sich, lieber noch eine kleine Rundfahrt durchs Land zu machen, wenn frau nun schon mal da war. 
Mary - schön, daß Du mit warst & durchgehalten hast :-) !!!
Uschi & ich reparierte, flickten, putzten, werkelten weiter - all das was uns für´s Tierwohl und das unsrige notwendig erschien; die ersten Tage gab es auch immer die "Tageskatastrophe" (dh. irgendwas ging kaputt/ fiel in sich zusammen etc.). Aber es bleib schon auch Zeit für Bade-Ausflüge und die Hängematte und Bücher !

Das Wetter war sehr abwechslungsreich - zu Beginn einfach affenheiß, eine Luft, die sich wie eine zu dicke, feuchte Jacke um einen legt und alle Energie raubt; gefolgt von stunden- und tagelangen Regenfällen, dann anderthalb Tage Sturm, der fast die Dächer abdeckte und so wieder Extra-Arbeiten verursachte; danach wurde es einfach wieder heiß.
Und auch die Insekten jeglicher Art waren so lästig wie jedes Mal !!! Nachts oft ein unerträglicher Juckreiz. Sandflöhe, die einem Eier in die Fußhaut legen - aber die sind immer noch besser als die der Nachtfalter, das bekamen die Hunde ab, da entwickeln sich dann Maden, die man mühevoll und schmerzhaft "rausoperieren" muß. Das ist für mich schon immer die negativste Seite von Aufenthalten hier im Amazonas-Becken. Die schönen Seiten - abgesehen von der irren Natur und der Ruhe (naja...gelegentliche nächtliche Zikaden- und Frosch-Schrei-Konzerten mal mal außer Acht gelassen; also eher die Abwesenheit von Zivilisationsgeräuschen, wie sie Autos, Maschinen und viele Menschen verursachen) - sind z.B. der Wahnsinns-Sternenhimmel, die wunderschönen Wasserfälle & die Papageien. Hier auf dem Gelände haben sich inzwischen einige leuchtend blau-gelbe Aras eingenistet ! Herrlich, jeden Tag aufs Neue. Ihr Gekrächze begleitet den ganzen Tag, unterstützt vom Krakele der Loros, kleine grüne Papageien, die ein Mordsspektakel machen. Dazu schillernde kunterbunte Schmetterlinge, Kolibris, mal ein kleiner Tukan, Geier, Schlangen, Taranteln, Stabheuschrecken. Es gibt immer etwas zu entdecken, wenn Frau die Augen offen hält. Allerdings auch nicht mehr so viel wie früher, da hier inzwischen 6 Hunde wohnen und es sogar noch mal Nachwuchs gab, gleich 9 Welpen, nun die Bande "Nimmersatt"
So alles in allem war es bis hierhin ein gemischtes und teils auch enttäuschendes Erlebnis. Ich war wegen all dem Geputze und Repariere oft verärgert; aber vieles - vor allem mit den Tieren - war trotzdem schön und ich war schon auch ein bisschen stolz mittendrin, dass es auch in Eigenverantwortung so gut weiterlief !............

TJA, UND DANN KAM ALLES GANZ ANDERS !

Raubtier-Fütterung

Feierabend und raus zum Futtern

am Straßenrand gefunden

Frau Lange - Danke für die Bücher ! Wir hatten schöne Graham-Greene-Tage !



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