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Donnerstag, 1. Juni 2023

Rot-Front – „Das letzte deutsche Dorf in Kirgistan“


 
 

 Ich weiß nicht mehr, was ich vor zwei Wochen im Internet suchte. Jedenfalls stolperte ich plötzlich über einen Bericht über das „letzte deutsche Dorf“ in Kirgistan. Hä ? Was ? Die Mennoniten mal wieder (siehe Südamerika, da traf ich die auch schon). Und ein paar verschlug es auch hierher und sie gründeten einige deutsche Dörfer hier im Land. Die meisten zogen nach dem Zerfall der Sowjetunion hier weg und nach Deutschland, viele sind wahrscheinlich einfach im Laufe der Jahre durch Hochzeiten, Umzüge etc. „verschwunden“.  Jedenfalls wurde 1927 hier östlich von Bischkek das Dorf Bergtal begründet und bewirtschaftet. In einer fruchtbaren Ebene, mit tollem Blick auf majestätische Berge, von denen die höchsten Gipfel wohl an die 4000 m sind. 1931 wurde es in Rot-Front umbenannt. Und hier leben nach wie vor eine Handvoll deutschstämmiger Mennoniten. Und der ehemalige Deutschlehrer Wilhelm. Er kam vor 14 Jahren aus Dtl. hier ins Dorf und unterrichtete eben Deutsch und verliebt sich in das Land und lebt nun, bereits pensioniert, noch immer hier. Und begründete ein kleines Museum über die Geschichte der Deutschen in Kirgistan. All das las ich schon im Internet – und spätestens nach dem 3. Artikel stand wahrscheinlich fest, dass ich das Dorf sehen möchte und das Museum. Und nun bin ich hier. Und verbrachte gestern den halben Tag bei Wilhelm, beguckte das Museum (was auch mal gleich sein Privathaus mit umfasst), wir quasselten sowohl über die Deutschen hier, die Mennoniten allgemein, über sein Leben hier als Lehrer,  und über Reisen (vor ca. 25 Jahren radelte er mit einem Freund bis Sibirien…), Kirgistan und was weiß ich noch alles. Nebenbei servierte er Kaffee und Kuchen und ich knuddelte mit seiner Hündin (schwer verletzt, weil letzte Woche angefahren). Ein prima Nachmittag !   




 Am Vormittag stiefelte ich schon mal ein Stück durch die Berge, traf wie überall auf Pferde, Schafe, Kühe und Esel. Und auch heute gab es einen Ausflug hier in der Gegend. Je nach dem wie morgen das Wetter ist, bleib ich wohl noch einen Tag. Sehr gemütlich hier im kleinen Dorf. Ich zelte beim Gästehaus, weil selbiges voll belegt ist. Es wird von Kanadiern betrieben und gerade ist ein kanadische Reisegruppe da, die hier auch Volunteersarbeit leisten.  Das Gästehaus selbst ist ein Hilfsprojekt, hat auch eine angeschlossene Farm, und hier soll erwachsen werdenden Waisenkindern zu einem guten Start ins Leben und möglichst zu einer Ausbildung verholfen werden. Der kirgisische Staat hilft wohl bis zum 18. Geburtstag und wie die Jungs und Mädels dann im Leben Fuss fassen, interessiert keinen mehr und die meisten landen auf der Straße… und so haben John und Julie beschlossen zu helfen, wie auch einige kirchliche Institutionen im Land … also alles in allem ist das alles sehr interessant hier in dem kleinen Dörfchen Rot-Front !

der deutsche Friedhof im Dorf


Abendstimmung
 








Und was mir die Tage mal so auffiel, das „Orient-Gefühl“ aus Usbekistan ist völlig verschwunden – hier fühle ich mich oft wie auf Zeitreise, es ist einfach „Osten“ J. Und ich bin sehr gespannt, was noch so passiert hier in den nächste Wochen …

 

PS: Und wer jetzt neugierig ist und noch ein bisschen mehr wissen möchte, der kann mal bei Arte schauen:

https://www.arte.tv/sites/story/reportage/rotfront-das-letzte-deutsche-dorf-in-zentralasien/?lang=de

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